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Geschichte der Anatomie

Was ist Anatomie?

Definition

Die Anatomie ist die Lehre vom Körperbau. Der Begriff leitet sich von dem griechischen Wort “anatomein” ab, was so viel heißt wie aufschneiden oder zergliedern und beschreibt damit die wichtigste Funktion der Anatomie, nämlich die Öffnung und Zerteilung des Körpers in seine Bestandteile.

Die Anfänge

3. Jahrhundert v. Chr.

Die Anatomie ist die älteste naturwissenschaftliche Disziplin der Medizin.
Die ersten belegten wissenschaftlichen Sektionen des menschlichen Körpers wurden bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria durchgeführt.

Überwiegend wird in dieser Zeit anatomisches Wissen jedoch durch Tiersektionen erworben und auf den Menschen übertragen.

Maßgeblich sind hier die Arbeiten des berühmten Mediziners Claudius Galen. Seine Werke bestimmen die Geschichte der Anatomie bis zu Beginn der Neuzeit. Über ein Jahrtausend gelten sie als unanfechtbare Dogmatik der Heilkunde – mit all ihren fehlerhaften, an Tiersektionen erworbenen, Erkenntnissen.



 

Obwohl es kein offizielles Kirchenverbot der Anatomie gibt,
lehnen die gesellschaftlichen Autoritäten die Sektion menschlicher Leichen bis ins 12./13. Jahrhundert ab. Daher stagniert die anatomische Forschung bis zu Beginn der Neuzeit.

Eine Wende zur Wiedereinführung anatomischer Sektionen an menschlichen Körpern bringt erst das 13. und 14. Jahrhundert. Doch kann von anatomischer Forschung im heutigen Sinne noch nicht die Rede sein. Anatomie wird fast ausschließlich als Buchwissen vermittelt, ohne dieses an der Leiche zu überprüfen.

DIE NEUZEIT

15./16. JAHRHUNDERT

Leonardo da Vinci (1452–1519) ist der heute bekannteste Künstler und Wissenschaftler der Renaissance, der selbst anatomische Präparationen durchführt.
Sie bilden die Grundlage für seine berühmten realistischen und detailreichen anatomischen Zeichnungen.


IM WANDEL DER KUNST

LEONARDO DA VINCI

Im Mittelalter gilt der Körper als hinfällige Hülle der Seele. Die Renaissance preist dagegen die Schönheit der menschlichen Gestalt. Sie steht im Zentrum einer ganzen Kunstepoche. Deshalb haben insbesondere bildende Künstler dieser Zeit großes Interesse an der Anatomie.
Leonardo da Vinci und Michelangelo besuchen nicht nur Sektionen befreundeter Mediziner, sondern greifen selbst zum Skalpell – mit dem Ziel, Menschen noch naturgetreuer in der Kunst darzustellen. Nicht nur Leib und Muskeln werden natürlich wiedergegeben, sondern auch der Knochenbau, das Skelett oder die Haut.

Auch Leonardo da Vinci erforscht den menschlichen Körper mit großer Leidenschaft. Bei Nacht und Nebel steigt er über Friedhofsmauern, stiehlt Leichen und schleppt sie in sein Atelier. Dort präpariert er sie und nutzt sie als Vorbild für seine Skulpturen.


AB DEM 16. JAHRHUNDERT

Die wissenschaftliche Anatomie nimmt in der Renaissance mit dem Anatomen und Chirurgen Andreas Vesalius ihren Anfang. Vesalius trägt zusammen, was er bei seinen Sektionen an menschlichen Körpern beobachtet.
Vesalius seziert selbst und legt dabei Muskelapparate, Sehnen und Nervenbahnen bis in die kleinsten Verästelungen frei.

Der junge Medizin-Professor revolutioniert mit seinen umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen zum menschlichen Körper nicht nur die Anatomie, sondern indirekt die ganze Medizin. Nur 29 Jahre alt ist er, als er seine Ergebniss 1542 in seinem Hauptwerk De Humani Corporis Fabrica – „Vom Bau des menschlichen Körpers“ herausbringt.


Die in der Renaissance üblich geworden Sektionen waren nicht nur für ein medizinisches Forum bestimmt, sondern auch einem breiteren Publikum zugänglich.

Dies zeigt auch das Titelblatt von Andreas Vesalius’ illustriertem Lehrbuch „De Humani Corporis Fabrica“ aus dem Jahre 1543. Vesalius steht am Seziertisch, dicht umringt von Menschen der unterschiedlichsten Stände.

ANATOMISCHE THEATER

17. JAHRHUNDERT

Immer mehr Ärzte, aber auch das Volk, wollen den Menschen und seinen Körperbau nun mit „eigenen Augen sehen“. Nichts anderes bedeutet das Wort „Autopsie“. In vielen Städten werden „Anatomische Theater“ errichtet; Wohlhabende und Arme drängeln sich durch die Pforten in die Vorführungen.


ANATOMISCHE KUNSTWERKE

18. JAHRHUNDERT

Einige Anatomen stellen ihre Präparierkunst in den Dienst des traditionellen Kunstverständnisses. So macht Honoré Fragonard (1732–1799) seine anatomischen Präparate zu bleibenden Kunstwerken. Er injiziert koloriertes Wachs, das in den Blutgefäßen erstarrt. Das übrige Gewebe vertrocknet am Präparat und wird mit Lacken behandelt. Seine Werke sind noch heute in der Ecole Nationale Vétérinaire d‘Alfort bei Paris zu sehen.
Anatomiekünstler im 18. Jahrhundert stellen erste Ganzkörperpräparate her, die getrocknet und mit Firnis behandelt werden. An einigen Präparaten aus dieser Zeit finden sich metallische Legierungen, die heiß geschmolzen in die Arterien injiziert wurden.


MODERNE ANATOMIE

19./20. JAHRHUNDERT

Nachdem die Grundzüge der makroskopischen menschlichen Anatomie, d.h. des Beschreibens und Betrachtens der zerlegten Organe entwickelt waren, spezialisiert sich die Anatomie und beginnt den mikroskopisch-anatomischen Bereich zu erforschen.

Das öffentliche Interesse an der Anatomie hält mehrere Jahrhunderte an.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zieht sich die Anatomie aus der Öffentlichkeit hinter die Mauern der Universitäten zurück, wo sie als reine Wissenschaft seither nur noch unter Ausschluss medizinischer Laien funktioniert.

Erst der Ausstellung KÖRPERWELTEN gelingt es, die Kultur der öffentlichen Anatomie wieder zu beleben und Millionen Menschen hierfür zu begeistern.

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